Magazin zum Geschäftsbericht 2021
Revolution auf dem Acker

Die digitale Transformation der Landwirtschaft schreitet unaufhaltsam voran. SICK hat sich hier mit dem unternehmensinternen Start-up Mobile Outdoor Automation mutig neue Geschäftsfelder erschlossen.
Mit einer kleinen Staubwolke hinter sich rattert der grüne Weinbergtraktor in hohem Tempo die Reihe zwischen den Reben entlang. Automatisch geführte Anbaugeräte vorn und hinten sorgen für eine effiziente und umweltschonende Entfernung des Unkrauts. Der Fahrer sitzt dabei ganz entspannt auf seinem Traktor. Denn das Spurhalten und die Lage des Fahrzeugs überwachen zuverlässig Sensoren von SICK. Er muss nur Gas geben, der Rest läuft von allein. 

Nicht nur dieser Winzer in Baden-Württemberg hat bereits eine erste Wegstrecke vom traditionellen Anbau hin zum „Weinbau 4.0“ zurückgelegt. Die Landwirtschaft insgesamt ist im Wandel zu „Farming 4.0“. Auf der einen Seite weltweites Bevölkerungswachstum sowie hohe Ansprüche an ein gutes Leben und Nachhaltigkeit, auf der anderen Seite Agrarflächenverluste durch Klimawandel und Urbanisierung: Hier den Spagat zu schaffen, erfordert neue Technologien und damit auch neueste Sensorik. „Selbstfahrende Maschinen und Agrarrobotik sind ein großer, sehr schnell wachsender Markt. Wir sind hier bereits seit mehreren Jahren aktiv, sogar seit zwei Jahren mit unserem internen Start-up. Mittlerweile arbeiten wir in vielen Projekten mit führenden Fahrzeugherstellern zusammen“, erläutert Manuel Fischer, Strategic Industry & NPI Program Management Lead Mobile Automation.  
Co-Engineering als Schlüssel
Die Start-up-Initiative von SICK steht gleichzeitig für ein neues Modell der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit den Kunden. Dazu wurde mit dem New-Product-Introduction-Ansatz ein spezielles Programm entwickelt, bei dem der Sensorspezialist sehr kundenzentriert agiert und Co-Engineering als Schlüssel betrachtet.

Die Zusammenarbeit geht weit über die eines Projekts hinaus und ist eine auf die Dauer der Kundenbeziehung angesetzte strategische Zusammenarbeit. Das Co-Engineering läuft nach der Fertigstellung auch im Serienbetrieb weiter gemeinsam im Sinne der kontinuierlichen Verbesserung bis hin zur nächsten Innovation. Der NPI Program Manager fungiert dabei als Schnittstelle des Co-Engineerings.

Dazu kommt eine eingespielte bereichsübergreifende Kooperation innerhalb des Unternehmens. Das sehr positive Kundenfeedback und der Erfolg geben der innovativen Vorgehensweise recht. SICK-Sensorlösungen finden sich mittlerweile in vielen halb- und vollautonomen Maschinen und Robotern auf Feldern, Äckern und Wiesen rund um den Globus. Ein eigenes Outdoor Technology Center mit 3.500 Quadratmeter Testfläche ermöglicht es, die Sensoren auf den harten und komplexen Außeneinsatz optimal vorzubereiten.

Im realen Einsatz können schließlich mit den Informationen der robusten Mehrlagenmultiscanner die Reben erkannt und Anbaugeräte gesteuert werden. So ist eine mechanisch-ökologische Bekämpfung mit weniger oder gar keinem Spritzmitteleinsatz möglich.

Neigungssensoren erkennen Bewegungen und unterstützen damit die genaue Navigation des Traktors. Stereokameras zur 3-D-Umfeldüberwachung fungieren als sensortechnische Sinnesorgane, indem sie den Fahrer vor Kollisionen warnen. Und für einen sicheren Betrieb von Mobilen Arbeitsmaschinen entwickelt das Start-up sogar funktional sichere Sensorsysteme. Auf Wunsch liefern die Sensoren ihre Daten auch in die Cloud, um Arbeitsprozesse digital abzubilden.
Neue Work-Life-Balance
„Auf unsere Technologie ist Verlass“, betont Fischer. Der mutige Ansatz von SICK für neue Sensorlösungen im Agrarbereich trägt daher auch seinen Teil dazu bei, dass immer mehr Bäuerinnen und Bauern den Mut finden, sich auf die Agrarautomation einzulassen. Denn die Landwirte müssen ihre Maschinenbestellungen am Jahresanfang machen – vor dem Ausbringen der ersten Saat. Dann muss alles funktionieren – für das Einbringen der Ernte. Ist die neue Technologie erst einmal auf dem Hof, wird sie oft schnell fast intuitiv genutzt und kann zu einer ganz neuen Work-Life-Balance führen. Schließlich sind die Sicherheits-, Leistungs- und Komfortaspekte bereits aus dem eigenen Auto bekannt. Heute haben Landmaschinen hier sogar schon einen Vorsprung: Bei Mähdreschern und anderen Großgeräten sind oft schon mehr digitale Helferlein an Bord als bei Autos. 

Die Revolution auf dem Acker ist laut Fischer unaufhaltsam: „Die Zukunft liegt in autonomen Maschinen, kombiniert mit cloudbasierten Kommunikationslösungen – und intelligenter Sensortechnologie von SICK.“