Der Bereich der maritimen Anwendungen von SICK ist für so manche Überraschung gut: Die „Sensor Ocean Conference“ räumt mit den gängigen Mustern von Online-Meetings auf, und für die Entwicklung einer neuen Sicherheitslösung versammeln sich die Mitarbeitenden schon mal im Schwimmbad. Das zeigt: Alte Muster über Bord zu werfen, macht Spaß – und erfolgreich.
Corona nervt – und damit die Online-Meetings, die seitdem den Arbeitsalltag bestimmen. So ging es auch Hinrich Brumm, Strategic Industry Manager Combustion Engines and Maritime: „Die meisten Konferenzen bestanden nur aus Powerpoint-Präsentationen“, erzählt er. „Da kam mir die Idee einer Live-Online-Veranstaltung, auf der wir unser maritimes Lösungsportfolio eben nicht mit Powerpoint-Folien voller Zahlen und Tabellen vorstellen, sondern so lebendig und kurzweilig wie möglich inszenieren – egal wie. Der Fantasie der Akteure waren keine Grenzen gesetzt.“
Unkonventionelle Konferenz
Das kleine Team um Hinrich Brumm begann im Januar 2021 mit der Arbeit: Es rekrutierte Referenten, entwarf Flyer, rührte über Social Media und die Tochtergesellschaften weltweit die Werbetrommel. Am 16. September 2021 war der große Tag: „Als wir morgens online gingen, haben wir vor Freude fast einen Luftsprung gemacht: 500 Zuschauer waren dabei – von 300 Firmen aus 58 Ländern!“, sagt Brumm. Im Laufe des Vormittags stellten elf Teams aus Kunden, Partnern und SICK-Mitarbeitenden in jeweils 20-minütigen Beiträgen ihre maritimen Lösungen vor – in Form von Aufnahmen von Bord oder aus den SICK-Werken, Installationen, Videos, Live-Demonstrationen oder Interviews. Brumm und seine Kollegin Ramona Richert, Strategic Program and Project Manager, moderierten die Konferenz. „All das war absolutes Neuland für uns“, sagt er. „Wir mussten eine Portion Mut aufbringen, all das durchzuziehen. Aber es hat sich gelohnt: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beteiligten sich rege und nutzten die Gelegenheit zum Austausch, und wir konnten unser Lösungsportfolio interessant und spannend präsentieren.“
Inhaltlich erstreckte sich die Sensor Ocean Conference über drei große Anwendungsbereiche: die Prozess- und Emissionsüberwachung, die Digitalisierung mit den Möglichkeiten, die Sensordaten eröffnen, und die Personen-, Objekt- und Gefahrenerkennung. Aus dem letztgenannten Themenkomplex wurde eine besonders aufsehenerregende neue Lösung vorgestellt: SICK entwickelt derzeit eine „Mann-über-Bord“-Anwendung, die kurz vor der Marktreife steht.
Die Idee geht zurück auf eine Kundenanfrage aus Norwegen aus dem Jahr 2018: Ob SICK einen 3-D-Scanner und eine nachgeschaltete Auswerteeinheit entwickeln könne, die möglichst genau identifiziert, ob es sich bei einem von Bord fallenden Objekt um einen Gegenstand oder einen Menschen handelt – und bei „Mann über Bord!“ einen Alarm auslöst? Der Hintergrund: Zwar sind Schiffe und Yachten teilweise mit Kamerasystemen zur Überwachung ausgestattet, doch werden die Aufzeichnungen erst gesichtet, wenn tatsächlich eine Person „fehlt“. Dann ist es jedoch für die Rettung meist schon zu spät.
Das SICK-Team machte sich an die Arbeit: „Zunächst haben wir eine rein mathematische Simulation mit durch Scanner fallende Personen gemacht. Das war sehr vielversprechend“, sagt Markus Haas, Technical Industry Manager Power & Combustion/Maritime im Bereich GIC Process Automation. Doch grau ist alle Theorie – der Praxistest folgte auf dem Fuß: „Einen ersten Versuch unternahmen unsere Hamburger Kolleginnen und Kollegen und warfen aufblasbare Schaufensterpuppen und Kartons aus dem Fenster“, erzählt Markus Haas. Ein weiterer Testlauf fand kurze Zeit später in Norwegen statt: Hier flogen Dummies von einem Kran ins Meer. Im Laufe des Jahres 2020 wurde die Lösung intensiv weiterentwickelt und es wurden erste Gespräche mit Interessenten geführt. Doch was noch fehlte, waren Versuche mit „echten Menschen“.